Wie macht man »Made in China« wieder zu einer Spitzenmarke? In Jingdezhen, der einstigen Weltmetropole des Porzellans, finden junge Designer eine Antwort
Die Stadt, in der Lin Yixin die Schönheit finden will, ist hässlich. »Was für ein Dreckloch!«, ruft sie und schüttelt sich. Der Müllberg auf dem Bürgersteig, die wie in Pech getauchten Hausfassaden, die verrosteten Dreiradkarren, die durch die Straßen knattern. Immer hängt eine graue Decke über der Stadt, immer muss man aufpassen, nicht in Spucke zu treten. Dann die Taxifahrer, die jeden abzocken, der Hochchinesisch spricht, die Nachbarn, die im Teddybär-Pyjama am Kiosk stehen, weil ihnen eh schon alles egal ist.
Lin Yixin, 25 Jahre alt, hat in Peking und in London Kunst studiert. Sie ist Teil der jungen chinesischen Elite, die perfekt Englisch spricht und sich in der Welt zu Hause fühlt. Ihre Eltern waren entsetzt, als Yixin ankündigte, nach Jingdezhen zu ziehen: Was willst du dort? Geh nach Schanghai oder Hongkong! Mach deinen Doktor! Aber Yixin ging in dieses Dreckloch im Südosten Chinas, eine Kleinstadt zwischen Reisfeldern und Kieferwäldern – eine Million Einwohner sind für chinesische Verhältnisse mickrig.
Yixin winkt aus dem Fenster ihres Studios, erst gestern ist sie mit zwei Freunden eingezogen. Wokdampf und der beißende Geruch von Chili wehen durchs Treppenhaus, im fünften Stock wartet Yixin unter einer nackten Glühlampe. Die Wände des Ateliers sind leer und weiß, noch ist nichts festgelegt. Yixin ist eine mädchenhafte Erscheinung, rundes Gesicht, wache, weiche Augen. In Daunenjacke, darüber eine Schürze, hockt sie auf einem Bambusschemel: Mit hochgekrempelten Ärmeln walkt sie eine weiße, klumpige Masse, »meine Leinwand«, sagt sie. Vor sechs Jahren entdeckte Yixin Kaolin für sich, ein Material, aus dem sie ewige Skulpturen formen konnte: erst weich und geschmeidig wie Butter, einmal bei 1400 Grad gebrannt, hart wie Granit, und doch zart und zerbrechlich, dünn wie Papier, glockenheller Klang. Porzellan. Sie zog nach London und studierte zwei Jahre Keramik an der University of the Arts, die entsprechenden Studiengänge in China hatten ihr nicht gefallen, zu wenig Niveau, zu wenig Kreativität. Eine britische Künstlerin riet ihr dann, zurück nach China zu gehen, nach Jingdezhen. »Wenn du Porzellan machst, musst du dorthin«, sagte sie. »Es gibt keinen besseren Ort auf der Welt.«
Als Yixin Anfang 2013 durch die Straßen von Jingdezhen lief, kam es ihr vor, als würde ein Ort aus einem langen Winterschlaf erwachen: Überall eröffneten junge Künstler und Designer in den verfallenen Wohnblöcken Ateliers. Sie kamen aus ganz China, aus den Küstenmetropolen, aus dem Landesinneren, aus der eiskalten Inneren Mongolei und von der Tropeninsel Hainan. Ein paar Hundert, vielleicht auch ein paar Tausend, genug, um von einer kleinen Bewegung zu sprechen. Yixins einstige Klassenkameraden entwarfen irgendwo Hochhäuser oder gründeten Firmen, sie träumten von großen Wohnungen und dicken Autos. Die Leute, denen sie hier begegnete, wollten etwas anderes, im Grunde das Gegenteil: Langsamkeit. Yixin wirft die Drehscheibe an und drückt beide Hände gegen ein Stück Ton. Schon einem faustgroßen Klumpen eine Form abzuringen, erfordert ein perfektes Zusammenspiel aus Balance, Timing, Kraft und Ausdauer. Bis sie ihre erste ansehnliche Schale zustande bekam, seien Monate vergangen, sagt Yixin. Porzellanmachen sei meditativ: »Mein Körper verlang samt sich, mein Kopf schaltet ganz ins Hier und Jetzt: Hält die Form? Oder fällt sie auseinander? Man weiß nie, was passiert. Porzellan ist unberechenbar.« Der Prozess des Porzellanmachens sei magisch: Aus Stein wird Schlamm, aus Schlamm Form, aus Form wieder Stein. Ein Ölgemälde überdauert mit Glück ein paar Hundert Jahre. Eine Porzellanskulptur zehntausend.
Nach drei Jahrzehnten Turbowachstum stockt in China nicht nur die Konjunktur, das Land steuert auch in eine Sinnkrise. Viele Menschen haben genug vom Hyperkapitalismus. Junge Chinesen üben wieder Kalligrafie, trinken fermentierten Oolong, lesen Laotse, züchten Biogemüse. Man kann das für eine Modeerscheinung halten. Spricht man aber mit Yixin und ihren Freunden, sieht man sich in den chinesischen Metropolen um, liest man Blogs oder Magazine, hat man den Eindruck, dass es um mehr geht: Wie wollen wir eigentlich leben und wovon? Was machen wir aus unserer Geschichte und unserer Kultur? Wie geht es weiter mit unserer Wirtschaft, jetzt, da das Geschäftsmodell »billige Masse« erlahmt?
Vielleicht lassen sich diese Fragen tatsächlich nirgendwo besser beantworten als in Jingdezhen. Die Stadt war einst eine globale Metropole, eines der frühesten Industriezentren, die Wiege des »weißen Goldes« (Porzellan). Die Geschichte der Stadt ist wie eine Parabel auf die Geschichte von China: Stolz und Scham mischen sich in ihr, Glanz und Niedergang. Der Name China ist eine Ableitung von Changnan, dem alten Namen von Jingdezhen. Im Englischen bedeutet »china« wiederum Porzellan. Die Geschichte Jingdezhens ist auch deshalb typisch chinesisch, weil kaum einer sich an sie erinnert. Wer weiß noch, dass »Made in China« im Westen bis ins 19. Jahrhundert für ultimativen Luxus stand? Dass der Welthandel einst nach ähnlichen Gesetzen funktionierte wie heute? Bloß war es damals andersherum: Die Chinesen stellten ein begehrtes Produkt her, und die Europäer versuchten verzweifelt, es zu kopieren. Bereits im 7. Jahrhundert entdeckten die Menschen in Jingdezhen, dass man das Tongestein Kaolin aus den umliegenden Bergen zu Staub mahlen und – mit Quarz und Feldspat verrührt – zu extrem haltbaren Gegenständen brennen konnte. Jahrhundertelang beherrschte Jingdezhen den Weltmarkt. Die Italiener zermahlten vergeblich Muschelschalen in der An nahme, das Geschirr aus Fernost wäre aus dem Gehäuse der Meeresschnecke Porcella gemacht, die Franzosen schickten sogar einen Missionar nach Jingdezhen, um frisch bekehrte Hand werker auszuhorchen – ein früher Fall von Industriespionage. Als Alchemisten in Meißen 1708 endlich das Geheimnis knackten, hatte die »China-Manie«, das Porzellanfieber, längst ganz Europa erfasst: Während das Fußvolk noch Wein aus Zinnbechern trank, waren Teller, Tassen und Vasen aus Jingdezhen zum Statussymbol der Reichen und Adligen geworden; schiffsweise importiert gegen Goldbarren, ge sammelt, umkämpft, geraubt. Wenn Voltaire in Potsdam am Hof von Friedrich II. residierte, schlürfte er Kaffee aus blau- weißen Tässchen und sinnierte über die Überlegenheit des konfuzianischen Staatswesens. China erschien der europäischen Oberschicht als exotisches Paradies.
Ab dem 19. Jahrhundert kam der Handel ins Stocken, Wirtschaftskrisen, Krieg und Revolution, China stürzte ins Chaos, Mao verdonnerte die Manufakturen zur Massenherstellung. Und doch sei der alte Glanz noch zu spüren, sagt Yixin. Etwa an den Straßenecken, wo Antiksammler aus den Kofferräumen ihrer Autos tausend Jahre alte Scherben aus der Song-Dynastie verkaufen. Noch immer durchkämmen Schatzsucher die Ruinen der kaiserlichen Brennöfen mit Feldrechen nach verlorenen Kostbarkeiten aus Porzellan. Die größten dieser Öfen maßen bis zu 200 Meter, allein fünf Tage dauerte es, um sie mit Brennholz zu füllen, weitere sieben, bis sie auf 1400 Grad vorgeheizt waren. Man spürt den verlorenen Ruhm auch in den Seitenstraßen, Hinterhöfen und vermoderten Fabriken, wo die Stadt immer noch ein endloses Drehen, Formen, Hobeln, Gießen, Trocknen, Malen, Sprühen, Glasieren, Brennen und Verpacken ist; dazwischen gackernde Hühner und streunende Hunde. Pick-ups mit meterhohen Vasen auf der Ladefläche donnern durch Schlaglöcher und Pfützen, vorbei an Karrenschiebern mit frischer Ware und dürren Lastenträgern, die Tonerde an Bambusstäben schultern. Inklusive Händler, Transportfahrer und Kleinkuriere leben hier immer noch Hunderttausende vom Porzellan.
Spaziert sie durch das alte Meisterviertel an den Bahngleisen, versteht Yixin aber die Welt nicht mehr: Fast alle produzieren hoffnungslosen Kitsch. Lachende Frösche und fliegende Schwäne, rot lackierte Drachen und goldene Tiger: Manche Manufakturen stellen seit Jahrzehnten nichts anderes mehr her als – qualitativ hochwertigste – Mao-Memorabilia für den Export. Andere versorgen mit zentnerschweren Löwenstatuen und haushohen Buddhafiguren die Chinatowns rund um den Globus. Echte Traditionalisten findet man auch noch, wie den alten Hong, der in Rippchenhemd und Cordjacke in einer Einfahrt auf einem Bänkchen hockt. Hong ist Glasursprüher in siebter Generation und bepustet Vasen noch von Mund. Sein Geschäft werde aber immer schwieriger, sagt er: Die meisten Auftraggeber begnügten sich mit einem »chabuduo«, Chinesisch für »passt schon«. Oder dort in der Garage, der kleine Mann mit den rauen Händen, Dai Zeping: Er reproduziert Vasen im Stil der Ming-Zeit. Stundenlang kann er über Kaolinsorten und Cobalt oxidtöne dozieren, seine Teetassen, handbemalte blauweiße Winzigkeiten von größter Kunstfertigkeit, kosten 1000 Euro und mehr. Er wird sie kaum noch los. Dai hadert: »Für echte Handwerkskunst will keiner mehr zahlen.«
Der Glasursprüher und der Tonmacher sind traurige Beispiele, denn beide sind technisch Weltspitze. Geschirr aus Jingdezhen war im Westen früher auch deshalb so berühmt, weil jedes einzelne Stück bis zu 72 Hände durchlief: Es gab Brennmeister, deren einziger Job es war, die Holzofentemperatur gradgenau mit bloßem Auge zu erkennen; auch das fachgerechte In-den-Ofen-Stellen, In-der-Sonne-Trocknen, Mit-Reis stroh-Verpacken und Ins-Tal-Transportieren zählten als eigene Meisterdisziplinen. Patzte bloß einer dieser exklusiven Experten, war die Ware dahin.
Heute schlagen sich die meisten Produzenten mit schnell gefertigtem Billigporzellan durch, zwei Euro die Tasse, drei Euro die Reisschale. Oder sie kopieren ausgerechnet jene, die früher Jingdezhen kopierten: Immer wieder sieht man Meißen-Teller und Nymphenburg-Vasen auf den Straßen. Die heute bekannten europäischen Luxusgeschirrhersteller sind auch in China große Namen. Aber Porzellan aus Jingdezhen in Europa? Findet man allenfalls noch hinter Museumsvitrinen oder gestapelt als Billigware im Asia-Markt. »Die Welt kennt nur noch das hässliche China, nicht das schöne«, sagt Yixin. Immer wieder sitzt sie mit ihren Freunden beim Tee und diskutiert die Frage: Wie kann es sein, dass unser Land seine Traditionen so vor die Hunde gehen ließ? Es ist der chinesische Widerspruch schlechthin: Alle reden ständig von 5000 Jahren Geschichte, aber zugleich werden historische Viertel zerstört. Ganz ähnlich sei es in Jingdezhen: »Die alten Handwerker halten sich immer noch für die besten der Welt. In gewisser Weise sind sie das auch. Aber sie machen nichts daraus. Sie verscherbeln ihr Zeug wie Weißkohl!«
Es bedurfte wohl westlich geprägter junger Chinesen wie Yixin, um das Alte mit Neuem zu beleben und das Neue im Alten zu suchen. Sie erinnert sich gut an die ersten Worte ihrer Londoner Professorin: Vergiss alles, was du bislang gelernt hast. Als sie nach Jingdezhen kam, machte sie zunächst ein Praktikum in der Kreativwerkstatt »Pottery Workshop«, gegründet von einer Künstlerin aus Hongkong. Diese hämmerte den Jungdesignern ein: Hört endlich auf, monatelang Wasserfälle abzumalen! Macht euer eigenes Ding, entwickelt euren Stil! Also begann Yixin zu experimentieren.
Nachmittagslicht strahlt in ihr Studio, Yixin rollt mit einem Nudelholz Ton aus. Dann streicht sie ihn mit einer Art Teigschaber glatt. Ihre Hände bewegen sich wie in Zeitlupe. Den flachen Fladen wickelt sie wie ein steifes Handtuch um einen aufgeblasenen Luftballon – die Objekte, die entstehen, wenn sie später den Ballon zersticht, sehen aus wie Momentaufnahmen von Orchideenblüten, denen man beim Welken zusieht. Die Brennmeister rieben sich die Augen, als sie ihre Gebilde vorbeibrachte. Was sie macht, kannten sie bis dahin nicht: skulpturale zeitgenössische Kunst. Yixin arbeitet in der Tradition von Bildhauern wie dem Briten Anish Kapoor oder dem Deutschen Wolfgang Laib, sie verbindet das Abstrakte mit dem Organischen. Manche ihrer vasenförmigen Gefäße erinnern an eingefallene Blätter, andere an geschrumpelte Knospen. Studien in Vergänglichkeit, so grazil, dass man sich kaum traut, sie anzufassen. Teller und Tassen entwirft Yixin auch. So machen es viele ihrer Freunde: Kunst zur Selbstverwirklichung, Geschirr zum Geldverdienen. Was ist chinesisch an ihrem Porzellan? Yixin überlegt lange. »Die Ästhetik«, sagt sie schließlich. Sie meint das Fließende, das Klare, das Zenhafte. »Aber der Weg zur Abstraktion, meine Herangehensweise dahinter, ist westlich.«
Tritt man aus ihrem Studio und fährt durch die umliegenden Straßen, glaubt man, in einer chinesischen Version eines Berliner Szeneviertels gelandet zu sein: In den minimalistisch eingerichteten Boutiquen der Zugezogenen sitzen Hipster in Sneakern und mit Undercut an ihren Macbooks, ein paar Meter weiter spielen einheimische Männer mit schlechten Zähnen Mahjong und rauchen Kette. Frisch gestrichene Bauhaus-Studios ragen aus Bauernschuppen; zwischen schäbige Straßenrestaurants und grell blinkende Kaufhäuser mischen sich immer öfter Creative Kitchens und Wi-Fi-Cafés. Auch Keramikkünstler aus Europa, den USA und Japan eröffnen Studios. Abends trifft man sich in der Bar »Happy Times« oder zur Open-Mic-Night über dem Gitarrenladen mit den Hanf-Postern, samstags auf dem »Creative Market« der alten Skulpturenfabrik, früher ein stillgelegter Staatsbetrieb, heute ein Viertel mit hippen Studios. Das Lebensgefühl steht auf einem Ladenschild festgehalten: »Heute kennst du niemanden, morgen kennt dich die ganze Welt.«
Es ist die einzigartige Mischung aus Aussteiger-Romantik und Start-up-Energie inmitten postmaoistischer Tristesse, die viele anzieht. »Jingdezhen ist wie ein kleines Utopia«, schwärmt Yixin. Für ihr neues Studio zahlt sie 25 Euro Miete im Monat, dafür be käme man in Peking nicht mal einen halben Quadratmeter. 300 Euro im Monat reichen zum Leben. In Peking, Schanghai und Shenzhen entdeckt die junge, gut verdienende Mittelschicht, die mit anonymem Billigkram aufgewachsen ist, gerade das Handgemachte und das Eigene. Und ist bereit, dafür zu zahlen. Gefälschte Ming-Vasen sind damit aber nicht gemeint. Immer mehr Chinesen interessieren sich für zeitgenössisches Design aus ihrem eigenen Land. Sie wollen Produkte mit einer Geschichte dahinter, genau wie gut verdienende Großstädter in München, London oder San Francisco.
»Manche der alten Handwerker halten das, was wir machen, für Quatsch«, sagt Yixin. Sie und ihre Freunde haben nicht das Ziel, das große Geld zu verdienen. Aber tatsächlich sind sie nicht nur kreativer, sondern oft auch wirtschaftlich erfolgreicher als die alten Porzellanmeister, die in baufälligen Hütten arbeiten und leben. Als Yixins Ballonskulptur am nächsten Morgen getrocknet ist, geht sie damit zum »Legendären Alten Zhang«, so steht es auf dem Ladenschild eines 61-jährigen, runzligen Brennmeisters. Für das Brennen einer Skulptur, die sie später über eine Londoner Galerie für Hunderte Pfund verkaufen wird, zahlt sie ihm ein paar Euro; dafür muss sie nicht selbst bis um vier Uhr in der Nacht vor dem Ofen wachen.
Anders als die Alten sind die Jungen nicht auf traditionellen Großhandel und Vertrieb angewiesen. Die meisten verkaufen online und haben ihre Stammkundschaft in den Großstädten, die Läden dienen nur als Showrooms. Yixin vertreibt ihre Kunst über Galerien in London und in Peking, außerdem entwirft sie gerade eine kleine Dosenkollektion für ein britisches Keramiklabel, die Prototypen zeigt sie dem Kunden über Skype. Hier und dort taucht »Made in Jingdezhen« in der Welt wieder auf: Hermès ’ chinesische Tochtermarke Shang Xia lässt ihre teuren Teeservice bei den besten Handwerksmeistern der Stadt fertigen. Kürzlich nahm das New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman »Spin« in sein Sortiment auf, ein Label, das junge Designer fördert, die in Jingdezhenproduzieren.
Ein typisch chinesisches Problem bleibt allerdings auch im neuen Jingdezhenbestehen: der Ideenklau. Yixin geht an einem Laden vorbei und zeigt auf die Auslage: schlichte Flöten aus Porzellan, sieben Euro das Stück. Zwei Läden weiter wieder Porzellanflöten, fünf Euro das Stück. »Eigentlich war das eine Erfindung einer Absolventin von der Keramikuni, das Original kostet umgerechnet fast 30 Euro«, erzählt Yixin. Aber auch die jungen Designer kopieren sich untereinander, »manche machen sogar die Entwürfe von Freunden nach«. Sie sieht das recht gelassen. Um abgekupfert zu werden, seien ihre Skulpturen technisch zu anspruchsvoll. Und selbst wenn es so kommen sollte, wäre das für sie keine Katastrophe: »Dann brauche ich eben eine neue Idee. Irgendetwas wird mir schon einfallen.«